Freitag, 16. September 2016

Stadt, Land, Fluss

Was habt ihr für Vorstellungen von einer indischen Millionenstadt oder einem indischen Dorf? Ich denke, dass fast alles was ihr euch ausmalt nicht annähernd an die Wahrheit heran kommt. Tirumangalam ist ein kleines indisches Dorf von ca. 50.000 Einwohnern mit einer kleineren Fläche als eine deutsche Kleinstadt mit ähnlichen Ausmaßen. Zuerst fahren wir mit einem normalen Linienbus ungefähr 20 Minuten bis wir über den Highway mit 40km/h in dem eben genannten Dorf ankommen. Wohlgemerkt hat diese Busfahrt lediglich 5 Rs. gekostet, was ungefähr 3-4 Cent in Deutschland entspricht. Unterwegs werden wir von den Mitfahrern angeschaut und aufgefordert die Treppe hinaufzusteigen, damit wir nicht aus der Bustür hinaushängen. Wir haben keine Ahnung was uns genau in Tirumangalam erwartet und ob wir da etwas einkaufen werden oder doch lieber warten bis wir nach Madurai fahren. Also steigen wir erstmal unvoreingenommen aus dem Bus und werden von einer Masse erfasst, welche wir nur aus Millionenstädten in Deutschland kennen. Der zweite Eindruck ist die Tatsache, dass die meisten der Geschäfte auf offener Straße aufgebaut sind und somit direkt zu sehen ist was verkauft wird. Es hat ein bisschen was von einem Wochenmarkt, nur dass diese Stände hier tagtäglich auf der Straße stehen und die Menschen auch zu den Bussen laufen um durch die Fenster ihre Produkte zu verkaufen. Was allerdings auch auffällt ist, dass keiner der Inhaber aufdringlich ist oder dich dazu drängt etwas zu kaufen. Es scheint als wäre hier eine Gleichgültigkeit vorhanden, welche davon ausgeht, dass sowieso jemand von diesem Stand kaufen wird. Auch scheint hier fast jeder dieselben Dinge zu verkaufen: Früchte, Kokosnüsse, Schmuck und Krimskrams den man sich entweder zuhause hinstellt oder Kindern zum spielen gibt.Wir laufen ein bisschen die Hauptstraße hinauf und werden unterwegs von einigen Indern verfolgt die sich wieder zurückziehen und werden des Öfteren von Rikschafahrern angesprochen wo wir hinwollen oder woher wir kommen, damit sie dann lachend weiter zu fahren. Überall bildet sich das gleiche Bild: Menschen die lachend über die lärmende Straße rufen um jemanden auf der anderen Seite auf sich aufmerksam zu machen oder aber lautstark gegen den Lärm der vorbeifahrenden Autos zu reden. Im Endeffekt ist es ein reinstes Geräuschwirrwar, welches man nur aushält wenn man die unnötigen Quellen aussortieren kann. Schließlich wenden wir und gehen über einen Bahnübergang. Das nächste Ereignis lässt nicht lange auf sich warten: der erste Zug den wir in Indien sehen. Er entspricht genau den Vorstellungen die ich hatte bzw. wie er in dem Film Slumdog Millionaire gezeigt wird: übervoll und extrem lang, nur dass Menschen auf dem Dach sitzen.
Der Zug beim einrollen
Nachdem der Zug durch ist rollt eine Menge an Autos und Motorräder an uns vorbei, wir überqueren die Straße und gelangen in eine komplett andere Welt. Diese Straße ist gepflegt, gesäubert und die Häuser sehen aus als wären wir in einer normalen deutschen Stadt. Am Ende dieser Straße steht ein wohl gepflegtes Kloster, wo sich Kühe im Garten an grünen Gräsern und getrocknetem Heu laben. Wir gehen wieder zurück in das Zentrum und nehmen den Bus zurück zum Muhil Center. Am nächsten Tag machen wir einen Ausflug in eine Einsatzstelle in den Bergen. Inba Seva Sangam ist eine Organisation, welche sich für die Erhaltung Gandhis Lehre einsetzt. Sie besitzt eine Schule und ein Camp je für Jungen und Mädchen. Auch haben sie eine Siddha Klinik und Production, welche aus organischen/ biodynamischen Farming gespeist wird. Dort werden wir ein wenig herum geführt während Father Kashmir eine Semesterbesprechung abhält. Nachdem wir 2 Stunden durch die Gärten, Camps und die Schule geführt wurden machen wir uns schließlich wieder auf den Rückweg nach Muhil. Wieder fahren wir fast 3 Stunden Auto durch eine wunderschöne Landschaft mit einem genialen Sonnenuntergang.

Der Sonnenuntergang aus dem Auto fotografiert


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