Freitag, 18. November 2016

Social Forum Networking Conference Madurai, November 2016 part 1

Was kommt mir in den Sinn, wenn man von einer Konferenz redet? Lange Vorträge, sitzen und viel reden (vielleicht auch Langeweile). Das stell ich mir vor, da ich noch nie auf einer Konferenz war. Nun hatte ich die Chance auf einer vom Goetheanum organisierten beizuwohnen und unter anderem auch aktiv mitzugestalten. Die Vorbereitungen für das Ereignis liefen in der letzten Woche auf Hochtouren, damit wir Muhil Health Center und Karmuhil Organic Farms sehr gut präsentieren konnten. Freitag war dann alles so weit und wir sind um 8 nach Madurai ins Pillar (eine Art Konferenzcenter) gefahren. Da wir ein wenig spät dran waren sind wir sofort am Empfang eingesetzt worden und danach ging es erstmal noch eine Kleinigkeit frühstücken. Natürlich war alles Organic Food und nichts davon aus einer chemischen Farm gekauft. Nun ist die Konferenz natürlich international organisiert und von Indien getragen. Da ist es weniger verwunderlich, dass man im Speisesaal auf eine Gruppe deutschsprachiger trifft und da es anthroposophische Aspekte hat noch weniger, dass die Freunde der Erziehungskunst (meine Entsendeorganisation) ihre Delegierten mit einbringt. Punkt 9 Uhr kommt jemand mit einer Glocke durch die Gänge, um alle Menschen dazu aufzufordern in den Konferenzraum zu gehen, wo die Eröffnung stattfindet. Es wird das Thema der Konferenz "Healthy Body, Healthy Society, Healthy Earth - The Riddle of Relationship" kurz vorgestellt und kleine Übungen lockern die Stimmung und Hemmungen zwischen den Menschen. So zu Beispiel sollen wir einen Ball erst in einen leeren Raum präsentieren, dann einer bestimmten Person anbieten und im letzten Schritt Kontakt zu einer Person suchen und wir uns gegenseitig den Ball anbieten, was bei so vielen Menschen nicht ganz einfach ist, dass jeder einen Partner findet. Hierbei sollten wir herausfinden wie es sich in den verschiedenen Phasen angefühlt hatte den Ball anzubieten. Die Rhythmusübungen hingegen hatten die Aufgabe eines WarmUps, zum (wieder) wach werden, und um zu zeigen, dass wir in einer gemeinsamen Welt leben und wenn wir alle auf einander achten, ein harmonisches Leben möglich ist. Der Rhythmus schaffte insofern einen gemeinsamen Grund und Boden, auf welchem wir uns bewegen konnten, neue Rhythmen einbringen und jeder mit jeden wahrnahm... Society ...

Fr. Clement bei der Eröfnnungsrede

Die zweite Phase der Ballpräsentation

Social Forum Networking Conference Madurai, November 2016 part 2

Wir begaben uns nach einem Vortrag über "The Riddle of Relationship" in die mir eher vertrauten Gefilde: Muhil und Karmuhil. Auf der Fahrt unterhielt ich mich mit dem Kamerateam der Konferenz über die Unterschiede zwischen Deutschland und Indien und ich habe mich mit meinen kleinen Tamilkenntnissen versucht zu unterhalten (lediglich Smalltalk). Wir kamen in Muhil an und Dr. Rani und Fr. Clement gaben eine kleine Geschichte über Muhil und der Wichtigkeit dieses Ortes preis. Wir gingen weiter zu Karmuhil Organic Farms und wurden mit einem Puja unseres Feldpriesters begrüßt. Unter sengender Hitze sind wir weiter zur Destillation Unit gelaufen um dort vom Muhil Healthcare Team empfangen zu werden und sich jeder einem Gesundheitscheck unterziehen konnte. Desweiteren wurden auch Patienten aus den umliegenden Dörfern behandelt. Neben der Behandlung gab es auch die Möglichkeit verschiedene selbst hergestellte Öle, Medizin oder auch Stoffe aus der Pharmacy und Thirumangalam zu kaufen. Es war ein Zusammentreffen aller Menschen ... Arbeiter, Konferenzbesucher, Ärzte und Dörfler ... Und jeder hatte irgendwie Kontakt zu jemanden den er noch nicht kannte. Wir bekamen noch eine Führung durch die Destille und am Ende feierten wir alle zusammen in die Nacht hinein das Puja... Healthy Body ...

Der Sonnenuntergang von der Destille aus
Um 6 Uhr stehen wir auf... Zu früh für meinen Geschmack, aber dieser lässt sich durch einen absolut atemberaubenden Sonnenaufgang und einer Wanderung zu den Jain Beds, eine heilige Stätte, versüßen. An diesem Ort wurde früher schon für die Armen gegeben ohne zu fordern und man spürt in dieser Atmosphäre etwas Besonderes, Unbeschreibliches an diesem Felsen. Wieder beginnen 9 Uhr die Übungen und anschließend geht es mit dem Vortrag über "Healthy Society" und dem Workshop über biodynamisches Kompostieren als Grundlage für eine gesunde Erde los. Wir Menschen bilden eine Brücke zwischen dem Himmel und der Erde, zwischen Freiheit und Gesellschaft, zwischen Spiritualität und Natur. Jeder Mensch kann sich mehr oder weniger einer Seite zuschreiben und solange alles ausgeglichen ist ist die Erde, die Gesellschaft und der Körper gesund. Das Manko in unserer Gesellschaft sei jedoch, dass wir durch Regeln eingeengt werden, welche wir selbst kreiert haben und somit eine ungesunde Gesellschaft fördern. Nachdem wir im weiteren Verlauf theoretisch etwas über das Compost Making gehört haben sind wir in die Praxis übergegangen und haben auf dem Gelände 2 Komposte auf biodynamischer, indischer Art hergestellt.
Der Abend klingt mit kleinen Vorstellungen aus, in welchen jeder Teilnehmer etwas Kleines beitragen kann. So kommen Gesang, Poesie, Tanz und Musik aus allen Ländern zusammen zu einem Programm.
Aber was macht eine Konfernz zu etwas ganz Besonderem? Wenn man Dinge macht, die nicht vorgesehen sind. So bin ich mit meinem Mitbewohner hoch auf die Dachterrasse gegangen und wir genossen den sich öffnenden Himmel und die dahinter verborgenen Sterne und schliefen im Freien.

So mancher genießt die Ruhe am Morgen auf dem Felsen
Wir werden von der Natur auf dem Felsen beobachtet



Das erste Mal wird die CPP-Lösung aufgetragen

Social Forum Networking Conference Madurai, November 2016 part 3

Geweckt wurden wir durch die erste Sonne gegen 6 Uhr und wir machten es uns unten in unserem Zimmer gemütlich um bis 9 Uhr weiter zu schlafen. Nach einem schnellen Frühstück haben wir dann dem Vortrag über "Healthy Earth" zugehört. Am Nachmittag ging es dann wieder raus in die Natur und wir erfuhren mehr über das CPP Making und genau wie am Vortag folgte eine praktische Übung.


Hier wird der Grundstein des Pits geholt

Jeden Tag wurde mindestens eine Einrichtung von den Teilnehmern vorgestellt, aus denen sie kommen. So wurde die Bandbreite von Sozialarbeit in Favelas bis zur organischen Landwirtschaft vorgestellt. Im Zusammenhang mit der vielen Freiwilligen Arbeit stellten auch die Freunde der Erziehungskunst Rudolph Steiners ihre Entsendeorganisation und die Umkehr das 'Incoming' vor. Ihnen wollte ich mich sehr dafür danken, dass ich die Möglichkeit bekomme hier in Indien als Freiwilliger in der biodynamischen/organischen Landwirtschaft zu lernen und zu arbeiten, aber auch für mich selbst die Zeit zu nehmen darüber nachzudenken wie ich mein weiteres Leben gestalten möchte. Auf der Konferenz hatte ich einige Möglichkeiten über meine Pläne zu reden und habe durchaus interessante Denkanstösse bekommen. Hiermit nochmal ein herzliches Dankeschön an alle. die mich bisher unterstützt haben, all jene die mich noch unterstützen werden und ein besonderer Dank an die Freunde, Muhil und das Goetheanum, dass ihr mir dieses Wochenende ermöglicht habt.


Es wird miteinander kommuniziert


Euer Abrecht

Dienstag, 1. November 2016

Über Arbeit

Was interessiert die meisten Menschen, welche nicht bei mir in der Einsatzstelle leben, mit mir in häufigem Kontakt stehen oder auch mal ab und an nur meinen Blog lesen? Nun Aufgrund der Fragen die mir gestellt wurden, gehe ich mal davon aus, dass ihr mehr über meine Arbeit, Freizeitgestaltung, das Essen und vieles mehr wissen wollt. Oft sage ich einfach nur biodynamische Landwirtschaft und werde dann weiter gefragt, was das denn beinhaltet. Naja es ist im Grunde mit Demeter zu vergleichen, was den meisten dann schon eher ein Begriff ist. Für die, die es noch immer nicht wissen: es ist eine Art Landwirtschaft, in der man ohne jegliche chemisch hergestellter Düngemittel arbeitet. Im konkreten ist es die Behandlung und Düngung mit organisch hergestellten Mitteln, zum Beispiel Horn Manure, Kompost, CPP oder auch einfacher Gründüngung. Wir versuchen einen über Jahrzehnte lang mit Chemikalien verseuchten Boden mit Hilfe von filternden Grünpflanzen und immer wieder per Hand durchgeführten Säuberungen den Boden von den Ablagerungen der Vorjahre zu reinigen. Dieser Vorgang kann unter Umständen Jahre dauern, aber das Ergebnis lässt sich sehen: wir besitzen mittlerweile über einige große Feldflächen auf denen wir Gemüse pflanzen können, welches man quasi vom Feld essen kann. So viel dazu worum es bei meiner Arbeit geht...

Das mit der Arbeit ist natürlich so eine Sache. Wen fragt man, wenn man mit einer Arbeit fertig ist und was genau macht man eigentlich wenn man sie ausführt? Es gibt Momente in denen ergibt sich mir kein Sinn meiner Beschäftigung, also arbeite ich einfach das ab, was mir aufgetragen wurde und wenn ich nachfrage oder nach ein paar Wochen nochmal anschaue was ich getan habe rattern die Zahnräder in meinem Gehirn und mir geht ein Licht auf... irgendjemand hat immer einen Plan was fabriziert wird und wenn nicht dann wird improvisiert. Fragen, verständigen, ausüben, nachfragen ob es in Ordnung ist und weitermachen... Ungefähr so würde ich meinen Arbeitsablauf beschreiben, wobei das mit der Verständigung und dem Fragen sehr oft auf sehr niedrigem Sprachniveau, bzw. auf nonverbaler Kommunikation beruht. Sarian? Sari! Ok? Ok! Wer versteht da nicht was gemeint ist ;) Ab und zu wird dann nach Thanni (Wasser) gefragt oder der Teemann kommt vorbei (2x täglich), wobei da alles stehen und liegen bleibt, was man grad in der Hand hat. Zum Teil würde ich behaupten, dass der Teemann die wichtigste Person des Arbeitstages ist, da er erstens eine Pause in die Arbeit bringt, wo man nochmal nachdenkt, was man grad eigentlich macht und zweitens schöpfe ich daraus immer wieder neue Energie für die kommenden Stunden bis zur nächsten Pause.



Destillation Unit, Field, Green House, Senmuhil, Muhil Garden... meine Einsatzorte sind vielfältig wie ein Regenbogen. Zuallererst war ich am Öl destillieren, bis wir kein Palmarosa mehr hatten. Dort habe ich einige Arbeiter kennengelernt, die ich noch in anderen Arbeitsstätten wieder treffen sollte. Als nächstes wurde ich im Muhil Garden eingesetzt, wo wir die Felder aufgeräumt und bestellt haben. Dann der Ruf aufs Feld zu kommen... Nun wurde ich Teil eines Problems, gegen das man hier tagtäglich zu kämpfen hat: Hitze. Unsere Setzlinge verbrennen regelrecht unter der Sonne die wir hier haben und aufgrund des mangelnden Wassers gehen sie ein und geben keine wirkliche Ernte. Doch die Lösung scheint nah: wir bauen einfach ein Netz über das Feld, sodass die Sonne nicht mehr so doll draufscheint, die Vögel und Pfauen vom Feld fern gehalten werden und das Wasser nicht so schnell verdunstet mit dem wir wässern. Gesagt getan ... wir hatten den Job und brauchten mehr als 7 Tage um eine halbwegs akzeptable Lösung zu finden mit der auch weitere Flächen überspannt werden können. Ein wenig aus der Puste waren wir dem Ende der Näherei der Netze nah. Es gab nur ein Problem für die letzte Reihe: wir haben die Netze vertauscht... Das heißt so viel wie ein verlorener Arbeitstag. Was für Möglichkeiten hatten wir um die Netze auf die richtige Länge zu bringen? Die Netze wieder runter nehmen und in die richtige Reihenfolge bringen oder von den zu langen Netzen etwas abschneiden und auf den zu kurzen wieder annähen. Wir entschieden uns fürs abschneiden und annähen, da schon 3 Netze fest mit dem außen stehenden Zaun verbunden waren. Nach einem Tag Arbeit waren wir dann fertig mit dem Übernetzen und das Ergebnis lässt sich sehen. Kaum waren wir fertig ging es zum Green House. Dort sollten wir den Boden mit Schutt und Sand aufschütten, Es gingen gefühlte 3 Tonnen Gewicht über meine Arme innerhalb von 2 Tagen. Letztendlich kam ich nach Senmuhil, was eine Art Trainingscenter für Farmer ist. Dort habe ich jetzt die letzten Tage gearbeitet. Ich hob Löcher aus, welche wieder mit Erde gefüllt wurden und eine Pflanze eingesetzt wurde, die eine ähnliche Wirkung wie Buchsbaum hat: Wasserspeicher und das Abhalten von Schädlingen und Schlangen. Letztendlich haben wir an der neu aufgeschütteten Straße ungefähr 900 dieser Löcher gegraben und gefüllt und anschließend auch noch 3 Tage lang angegossen, damit sie gut Wurzeln schlagen können.



Sari ich bin auch erstmal fertig ... Wie immer: schreibt eure Fragen unter den Blog oder mir persönlich.... Gute Nacht und eine schön Woche :)

Euer Albrecht